Aktuelles„Schichtwechsel“ im Therapeutikum

Samstag, 14. Oktober 2023


Pressemitteilung

Abbildung: „Schichtwechsel“ im Therapeutikum

Bundesweiter Aktionstag: Menschen mit und ohne Behinderungen tauschen ihren Arbeitsplatz

Ich bin beeindruckt, wie die Leute hier arbeiten und was hier alles hergestellt wird“, sagt Julia Schimmel. Sie hat am Donnerstag ihren Arbeitsplatz bei der Stadt Heilbronn mit dem eines Rehabilitanden in den Produktionsstätten des Therapeutikums in der Kreuzäckerstraße getauscht. Anstatt hinter dem Schreibtisch im Personal- und Organisationsamt, sitzt die Sachbearbeiterin an der Werkbank in der Industriemontage Elektronik, fertigt Kopfhörer-Ohrbügel und macht sich so ein Bild von der Arbeit von Menschen mit Behinderung.

Wie rund 240 weitere Einrichtungen, beteiligt sich das Therapeutikum am bundesweiten Aktionstag „Schichtwechsel“ der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM). Am Aktionstag tauschen Menschen mit Handicap für einen Tag ihren Arbeitsplatz mit Menschen ohne Behinderung und haben so die Möglichkeit, Arbeit und Teilhabe aus einer ganz neuen Perspektive zu erleben. Damit wollen die Beteiligten ein deutliches Zeichen für Offenheit und Vielfalt in der Arbeitswelt setzen.

Losverfahren

„Wir sind mit rund 450 Rehabilitanden und 180 Mitarbeitern die größte Re­ha­bi­li­ta­tions­ein­rich­tung für Menschen mit psychischer Beeinträchtigungen im Raum Heilbronn-Franken“, erklärt Martina Wieland. Heute nehmen sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regionaler Unternehmen die Möglichkeit wahr, Einblicke in die Arbeitsprozesse in unseren Produktionsstätten zu erhalten“, freut sich die Geschäftsführerin. „Auch wir unterstützen das Projekt. Wir haben heute zwei Leute in unserem Haus“, sagt Manfred Grab, Leiter der Arbeitsagentur Heilbronn. Im Gegenzug haben insgesamt 14 Rehabilitanden der beiden Standorte Heilbronn und Öhringen die Chance erhalten, Berufsfelder im freien Arbeitsmarkt kennenzulernen.

„Das Interesse war so groß, dass wir die Teilnehmer im Losverfahren bestimmen mussten“, sagt Wieland. Der Gang durch die Fertigungshallen und ein Blick über die Schultern der dort arbeitenden Menschen mit Behinderungen zeigt das breite Spektrum und die Vielfältigkeit der angebotenen Tätigkeiten eindrucksvoll auf. „Wir liefern Präzisionsarbeit ab, es muss alles passen“, verweist Marco Sacher auf die vom Kunden geforderte Qualität. „Die Arbeitsschritte sind so heruntergebrochen, dass jeder entsprechend seiner individuellen Fähigkeiten tätig sein kann“, ergänzt der Sozialfachwirt und Leiter „Automotive“, in dessen Abteilung 40 Mitarbeiter Stoßdämpfer für Audi fertigen. „Montage ist mein Ding, da muss man genau arbeiten“, erzählt ein Mitarbeiter. Der 34-Jährige ist nicht nur seit 2009 in der Produktion tätig, sondern nutzt auch das Wohnungsangebot des Therapeutikums.

Normal

„Die Menschen bleiben mindestens zwei Jahre bei uns. Viele verbringen ihr ganzes Arbeitsleben hier oder kommen nach Jahren wieder zurück“, berichtet Wieland. Quereinsteiger Marcel Thomale ist als Gruppenleiter für die Arbeitsabläufe in der Industriemontage Elektrik für 50 Leute zuständig. „Ich muss viele einfache Fragen beantworten und immer wieder mal helfen, aber sonst läuft hier alles ganz normal ab. Auch die Arbeitszeiten müssen genau eingehalten werden“, erzählt er. Für viele Menschen ist ihr Arbeitsplatz zum zweiten Zuhause geworden, wie eine 44-Jährige aus Neckarsulm sagt. „Ich komme seit 22 Jahren jeden Tag gerne zur Arbeit. Die Kollegen und Chefs sind alle sehr nett“, schwärmt sie.

Viele positive Eindrücke nimmt auch Daniel Gottschald mit zurück an den TUM-Campus Heilbronn. „Das ist hier ein erfolgreiches Wirtschaftsunternehmen, das müsste man viel mehr öffentlich machen“, sagt der Geschäftsführer.

© Heilbronner Stimme, Redakteur Harald Schmidt


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